Eine Vorbemerkung zum Namen: Oft wird vom "Holzbock" gesprochen, wenn der Hausbock gemeint ist. Die Verwechslung ist verständlich, aber der "Holzbock" ist eine Zeckenart und kein Holzschädling. Die Zecke verdankt den Namen ihrem Lebensraum, dem "Holz" im Sinne von Wald oder Forst.

Hausbock-Weibchen bei der Eiablage
[3] Hausbock-Weibchen bei der Eiablage

Der Hausbock („großer Holzwurm“) entwickelt sich nur im Nadelholz, am liebsten im hellen Kiefern-Splintholz. Da er die Wärme der Häuser liebt und mit der Trockenheit unbeheizter Dachräume noch gut zurechtkommt, ist er häufig in Wohnhaus-Dachstühlen anzutreffen. Er hat sich zu einem regelrechten Kulturfolger der menschlichen Bauwerke entwickelt, weil im Forst tote Bäume kaum noch lange genug stehen bleiben. Wegen der Größe seiner Larven und ihrer langen Entwicklungszeit kann ein Hausbock-Befall ganz erheblichen Schaden anrichten, und so ist er nicht zu Unrecht bei Hausbesitzern gefürchtet.

Eiablage: Zur Eiablage fährt das Hausbock-­Weibchen eine erstaunlich lange Legeröhre aus, die sonst nicht zu sehen ist. Damit tastet sie die Holzoberfläche nach feinen Holzrissen ab, in die sie die Eier ablegt. Die Eier sind etwa 2 mm lang und werden an mehreren Stellen in Paketen von 50 Stück und mehr abgelegt. So sind sie vor Feinden gut geschützt - und vor unseren Blicken. Auf dem nebenstehenden Labor-Bild erfolgte die Eiablage - in Ermangelung eines Holzrisses - in den künstlichen Spalt zwischen einer Glasscheibe und dem Holz.

Die lange Larvenentwicklung: Aus den Eiern schlüpfen schon nach wenigen Tagen die noch winzigen Larven und nagen sich sofort in das Holz ein. Die Entwicklungszeit der Larven (und damit die Generationenfolge des Hausbocks) ist variabel und kann in Extremfällen zwischen 3 und 12 Jahren schwanken. Sie hängt stark von den jeweiligen Entwicklungsbedingungen ab (Holzart, Holzalter, Nährstoffgehalt, Temperatur, Feuchtigkeit). Als durchschnittliche Entwicklungsdauer kann man 4 - 6 Jahre annehmen. In dieser Zeit fressen sich die Larven vorwiegend in Faserrichtung des Holzes hin und her und wachsen dabei von anfänglich etwa 2 mm auf bis zu 30 mm Körperlänge. Entsprechend wächst ihr Durchmesser (und der ihrer meterlangen Fraßgänge!) allmählich auf Bleistiftdicke an. Trotzdem ist der Befall während der Larvenentwicklung kaum zu entdecken, da die Larven das Holz nie verlassen und zu ihrem Schutz immer zumindest eine dünne Schicht an der Oberfläche stehen lassen.

Die Larve auf dem Bild liegt auf dem Rücken. Die dunkle Stelle links ist ihr Kopf, links oben sieht man an den ersten Körperringen 3 Paar Stummelbeine. Wer einmal eine solche Larve angefühlt hat, fragt sich, wie ein so weiches, tatsächlich wurmähnliches Geschöpf in der Lage ist, das harte Holz zu zernagen. Das Geheimnis liegt in den beißzangenartigen Fresswerkzeugen („Mandibeln“) aus hartem Chitin.

Verpuppung und Verwandlung: Am Ende ihrer langen Entwicklung verpuppt sich die Larve. Die „Puppenwiege“ ist meist schon dicht unter der Holzoberfläche. Innerhalb weniger Wochen vollzieht sich in der Puppe die Verwandlung („Metamorphose“) in den fertigen Hausbock-Käfer.

Das kurze Käferleben: Die Käfer nagen sich sofort aus dem Holz heraus. Dabei entstehen die charakteristischen ovalen 5 - 10 mm langen Ausschlupflöcher. Ihr Rand ist meist unregelmäßig (zerfranst), der davor liegende Fraßgang verläuft in der Regel schräg und mehr in Faserrichtung, selten kommt er senkrecht aus dem Holz. Die Käfer leben nur kurze 3 - 4 Wochen, in denen sie keinerlei Nahrung mehr aufnehmen. Sie leben von dem bei der Verpuppung mitgegebenen Energie-Vorrat. Ihr einziger Lebenszweck ist die Paarung und Fortpflanzung. Obwohl die Larvenentwicklungszeit - auch innerhalb desselben Eigeleges - um Jahre differieren kann, findet die Verpuppung doch immer so statt, dass die Käfer in den Monaten Juni - August ausschlüpfen. Das ist wichtig, damit die Käfer in ihrer kurzen Lebenszeit leichter einen Geschlechtspartner finden.

Die Partnersuche erfolgt ausschließlich mit dem Geruchssinn über Sexual-Lockstoffe. Es scheint so zu sein, dass das Männchen eher nach günstigen Eiablageplätzen sucht und dann das Weibchen dorthin anlockt.

Einen wirklich faszinierenden 10-minütigen Farb-Film von Siegfried Cymorek aus dem Jahre 1960 (!) über den gesamten Entwicklungszyklus am Beispiel des Hausbock-Käfers kann man auf einem IWF-Video hier online ansehen. Hinweis: Leider ist die Seite der "IWF Wissen und Medien gGmbH i. L., Göttingen" geschlossen worden. Wir hoffen, Ihnen bald eine andere Quelle für diesen Film nennen zu können.