Nagekäfer
[5] Nagekäfer

Wenn man von „wurmstichigen“ Möbeln oder Hölzern spricht, dann dreht es sich meistens um den Nagekäfer („kleiner Holzwurm“, Anobien) oder einen seiner Verwandten.

Vieles, was über den Hausbock gesagt wurde, gilt auch für die Nagekäferarten. Wir empfehlen deshalb zunächst die Lektüre der Hausbock-Seite und stellen hier nur die wichtigsten Unterschiede dar:

Größe: Larven und Käfer sind wesentlich kleiner. Die Larven werden nur etwa 4 mm lang, die Käfer 3 - 4 mm. Entsprechend haben die Fraßgänge und Ausschlupflöcher nur einen Durchmesser von 1 - 2 mm.

Nagekäfer-Larven
[6] Nagekäfer-Larven

Lebensdauer: Der Entwicklungszyklus ist bei den Anobien mit 2 - 4 Jahren wesentlich kürzer als beim Hausbock. Die Generationenfolge ist im Durchschnitt also 3-mal so hoch. Während das Zerstörungswerk der einzelnen Larve viel geringer ist, machts der Nagekäfer mit der Masse. Wie auf dem Bild, so hat man meist den Eindruck, da wären Hundertschaften am Werk. Diese typische Häufung hat auch noch einen anderen Grund:

Eiablage, Ortstreue: Während der Hausbock seine Eier mit einer Legeröhre in Holzrisse ablegt, schlüpft der Nagekäfer zur Eiablage selbst hinein. Sind einmal die ersten Ausschlupflöcher vorhanden, so benutzt er gerne diese Zugänge, um seine Eier tief im Holz, vor Feinden geschützt, abzulegen. Dies mag auch der Grund dafür sein, dass der Nagekäfer als relativ „ortstreu“ gilt: Hat er einmal ein Möbel befallen, so tummeln sich manchmal Generationen an demselben Stück, ohne auf benachbarte Hölzer überzugreifen. Aber verlassen kann man sich darauf leider nicht!

Fraßbild des Nagekäfers
[7] Nagekäfer-Befall: durchgebrochene Bodendiele

Befallene Hölzer: Wie bereits erwähnt, befällt der Nagekäfer sowohl Nadel- als auch Laubhölzer (Buche, Eiche). Deshalb gefährdet er nicht nur die Konstruktionshölzer unserer Bauwerke (die ja fast ausschließlich aus Kiefer, Fichte und ähnlichen Nadelhölzern bestehen), sondern auch Möbel, Bilderrahmen, Antiquitäten und Kunstgegenstände, die eher aus Laubholz gefertigt sind. Es gibt verschiedene Unterarten der Anobien, die mehr auf einzelne Holzarten spezialisiert sind. Diese Unterscheidung dürfte jedoch eher für Käferforscher interessant sein als für die vom Befall Heimgesuchten.

Temperatur, Feuchtigkeit: Der Nagekäfer braucht eine etwas größere Holzfeuchte für seine Entwicklung und ist nicht ganz so wärmebedürftig wie der Hausbock. Gut belüftete, trockene Dachböden sind gar nicht mehr so attraktiv für ihn, er liebt eher Kellerräume, Kirchen, Schlösser, Museen, Scheunen, alte Bauernhäuser und ähnliche wenig oder unbeheizte Gebäude. Wenn man Omas wurmstichige Kommode in eine trockene Stadtwohnung mit Zentralheizung bringt, braucht man keine große Sorge zu haben, dass der Befall um sich greift. Eher ist damit zu rechnen, dass er im Laufe der Jahre von selbst erlischt.

Fraßbild: Während die Fraßgänge des Hausbocks hauptsächlich in Faserrichtung des Holzes verlaufen und die Fraßtätigkeit in den jüngeren, äußeren Holzschichten beginnt und sich nur allmählich auf die tieferliegenden Schichten ausdehnt, ist das beim Nagekäfer ganz anders: Er durchzieht das Holz kreuz und quer, und der harte Holzkern ist ihm genauso lieb wie das Splintholz. Nach jahrzehntelangem Befall ist das Holz oft ganz gleichmäßig „zersiebt“ und fühlt sich dabei merkwürdig leicht an, wenn man ein Stück herausschneidet. So kann auch der Nagekäfer eine Holzkonstruktion gefährden, wenn man ihn nur lange genug lässt.